Die Geschichte des Dolmetschens

Dolmetscher sind für den heutigen politischen Betrieb in Europa und weltweit unerlässlich: Ohne sie wäre eine Interaktion zwischen den verschiedenen Staatschefs nicht möglich und auch Verhandlungen und Beschlüsse durch das Europäischen Parlament in Brüssel oder den Weltsicherheitsrat in New York wären nicht möglich. Auf die Dienste von Dolmetschern wird jedoch keinesfalls erst seit der Neuzeit zurückgegriffen. Schon kurz nach der Entstehung der Sprache vor etwa 100.000 Jahren kam man um die Dienste von Dolmetschern in vielen wichtigen Situationen nicht umher. Wann immer eine bilaterale Kommunikation notwendig war und politische Entscheidungen getroffen werden mussten, waren auch Dolmetscher mit in den Prozess involviert. Ebenso verhielt es sich beim Handel, der oftmals nur durch das Beherrschen einer Fremdsprache, bzw. durch das Hinzuziehen der Dienste von Dolmetschern möglich war.

Im Laufe der Geschichte hat sich die Rolle des Dolmetschers graduell gewandelt. Wurden Sie vor rund 5.000 Jahren im Alten Ägypten noch als bloße Diener zur Sprachübermittlung gesehen, gelten Dolmetscher heute als hochprofessionelle interkulturelle Experten, ohne die unzählige Kommunikationsakte in der globalisierten Welt nicht erfolgreich gelingen könnten. Nachfolgend betrachten wir etwas näher verschiedene historische Epochen, in denen auf die Dienste von Dolmetschern zurückgegriffen wurde und beleuchten die Rolle, die ihnen im jeweiligen historischen Kontext zukam.

Das Alte Ägypten

Bereits im Alten Ägypten im Jahr 3.000 v. Chr. wurde auf die Dienste von Dolmetschern zurückgegriffen. Das älteste noch heute erhaltene Bild-Relief eines Dolmetschers stammt aus dem Jahr 1330 v. Chr. und wurde im Grab des Pharaos Haremhab in Memphis gefunden. Die Gesandten, die des Ägyptischen nicht mächtig sind, machen ihren Gnadengesuch einem Dolmetscher bekannt, der sich umdreht, um die Bitte an Haremhab weiterzuleiten (siehe Foto). Die Reliefs dieser Szene befinden sich derzeit in drei unterschiedlichen Ländern, nämlich in Deutschland (Berlin), in Österreich (Wien) und in den Niederlanden (Leiden).

Das Bild gibt ebenfalls Aufschluss über den damaligen sozialen Status des Dolmetschers. Er ist im Zentrum des Bildes in Doppelgestalt als Hörender und als Redender abgebildet. Im Alten Ägypten wurde nur Personen aus den eigenen Reihen als „Mensch“ wertgeschätzt, Personen aus fremden Völkern hingegen galten – ähnlich wie bei den Alten Griechen – schlicht als „elende Barbaren und sind deshalb im Bild kleiner dargestellt. Dadurch ergibt sich automatisch eine Kommunikationsrichtung von oben herab nach unten, was auch auf den Dolmetscher zutrifft. Er ist viel kleiner als Haremhab und sogar kleiner als die Ausländer dargestellt, obwohl er mit allen Beteiligten auf der gleichen Stufe steht. Dolmetschen wird jedoch einfach nur als eine Dienstleistung zur Verständigung gesehen, der keine weitere besondere Bedeutung zukommt. Dazu herrschte oft Misstrauen gegenüber den Dolmetschern. Erst mit der Zeit werden Vorurteile und Misstrauen nach und nach abgebaut, wodurch auch die Stellung des Dolmetschers eine Aufwertung erfährt.

Dolmetscher im Alten Ägypten_markiert_Textinfo

Die Antike - Griechenland und Rom

Im antiken Griechenland spielten Dolmetscher keine besonders wichtige Rolle. Dies hing damit zusammen, dass die Griechen sehr viel Wert darauf legten, dass die Barbaren die griechische Sprache erlernten, um somit selbst an Bedeutung zu gewinnen. Das Dolmetschen stellte ihrer Auffassung nach eher ein Hindernis beim Spracherwerb durch die Barbaren dar, da sie sich nur dann zwingend genötigt sehen würden, Griechisch zu erlernen, wenn ihnen keine anderen Möglichkeiten zur Mitteilung offen stünden. Im antiken Rom hingegen spielten Dolmetscher durchaus bereits eine wichtige Rolle. Für die Herrschenden waren Dolmetscher bei offiziellen Kontakten mit ausländischen Vertreten nicht nur aus verständigungstechnischen Gründen, sondern auch, weil die Römer das Griechische und die Barbarensprachen aus Prestigegründen nicht selbst aktiv verwendeten, unerlässlich. Daher griffen sie selbst dann auf die Dienste von Dolmetschern zurück, wenn sie selbst der Fremdsprache mächtig waren, um so eine größere Distanz zwischen ihnen und den Barbaren zu erzeugen und damit das eigene Prestige zu erhöhen.

La Antigüedad clásica

Die Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés

Auch der spanische Eroberer Hernan Cortés war im Zuge seines Eroberungsfeldzuges gegen die Atzteken in Mexiko in den Jahren 1519 bis 1521 auf die Dienste einer Dolmetscherin Malinche angewiesen. Wie wichtig sie war, wird deutlich durch die Schilderungen von Bernal Díaz del Castillo, der einen Augenzeugenbericht über die Eroberung Mexikos verfasst hat und ihre Bedeutung wie folgt schildert: „Diese Frau war ein entscheidendes Werkzeug bei unseren Entdeckungsfahrten. Vieles haben wir nur mit Gottes Beistand und ihrer Hilfe vollbringen können. Ohne sie hätten wir die mexikanische Sprache nicht verstanden, zahlreiche Unternehmungen hätten wir ohne sie einfach nicht durchführen können.“

Nach den erfolglosen Expeditionen von Francisco de Córdoba und Juan de Grijalva in den Jahren 1517 und 1518 nach Yucatán, versuchte es Hernán Cortés 1519 erneut, um den Gerüchte zu folgen großem Reichtum im Landesinneren in seinen Besitz zu bringen. Er landete zunächst auf der Yucatán vorgelagerten Insel Cozumel, betrat dann Festland und zog weiter nach Tabasco, das er erobern konnte, und wo ihm von den besiegten Kaziken als Zeichen der Ehrerbietung unter anderem eine große Anzahl an Sklaven geschenkt wurde. Darunter befand sich auch Malintzin (auch Malinche genannt), eine Frau die Maya und Nahuatl sprach und Cortés zusammen mit einem Spanier namens Jerónimo de Aguilar, der seit einer zuvor realisierten Expedition bei den Maya lebte und deren Sprache beherrschte, als Dolmetscherin diente. In Tabasco verstärkten sich die Gerüchte vom Reichtum der Mexica (Eigenname der Azteken). Daher zog Cortés weiter, zunächst in die Region des heutigen Veracruz, wo er die Siedlung Villa Rica de la Veracruz gründete und sich zum Gouverneur des von ihm neu entdeckten Landes ausrufen ließ. Dadurch entzog er sich der Autorität des kubanischen Gouverneurs Diego Velásquez und konnte so seine Unternehmung direkt dem spanischen König unterstellen.

Im Jahr 1521 gewann Cortés weitere Verbündete gegen die Azteken und belagerte mit ihrer Hilfe die Hauptstadt des Aztekenreiches Tenochtitlán über 90 Tage lang. Nach Ausbruch einer Pockenepidemie und dem Abschneiden des Zugangs zu den Nahrungsmittel- und Wasserreserven durch die Spanier, gaben die Azteken ihren Widerstand letztlich auf. Der letzte Aztekenherrscher Cuauhtemoc wurde von den Spaniern am 13. August 1521 gefangengenommen und später gehängt. Damit endete der Kampf um die Eroberung Tenochtitláns, was den Niedergang des Aztekenreiches einläutete.

Ohne die Hilfe der Dolmetscherin Malinche wäre das Vorhaben von Vorneherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Sowohl im Zuge des Gewinns von Verbündeten als auch anschließend im Zuge der Verhandlungen mit den Gefangenen.

La Malinche - intérprete de Hernan Cortés

La Malinche zwischen Hernán Cortés und den Atztekenführern.

Dolmetscher in der Neuzeit

Im Spät- und Hochmittelalter häuften sich die Erwähnungen von Dolmetschern in Schriften. Sie wurden vor allem im Rahmen der Kreuzzüge benötigt, als die Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Kreuzfahrern und der Bevölkerung nicht mehr zu überbrücken waren. Auch missionarische Tätigkeiten in fremden Ländern war ohne die Hilfe dieser Dolmetscher unmöglich. Doch die Inhalte der in diesem Zusammenhang geführten Gespräche waren nur äußerst schwer fehlerfrei zu dolmetschen. Das bot natürlich allerlei Zündstoff und minderte das Vertrauen in die Dolmetscher.

Doch erst einige Jahrhunderte später in der Neuzeit wurde man sich der herausragenden Bedeutung der Dolmetscher wieder stärker bewusst. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde noch zunehmend konsekutiv gedolmetscht, das heißt der Dolmetscher machte sich vom Gehörten Notizen und gab diese im Anschluss an den Redner in einer anderen Sprache wieder. Diese Technik wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings durch das Simultandolmetschen ergänzt. Vom 20. November 1945 bis zum 1.Oktober 1946 fanden im Nürnberger Justizpalast die Nürnberger Prozesse gegen die Hauptkriegsverbrecher des NS-Regimes, wie beispielsweise Hermann Göring und Rudolf Heß, statt. Die Aussagen aller am Verfahren Beteiligten Personen wurden von Dolmetschern erstmals quasi zeitgleich in eine andere Sprache übertragen, weshalb die Nürnberger Prozesse als Geburtsstunde des Simultandolmetschens gelten. Bis zum Beweis des Gegenteils bei den Nürnberger Prozessen herrschte damals in Fachkreisen die Überzeugung, dass ein simultanes Dolmetschen die menschliche Gehirnleistung übersteige und deshalb unmöglich sei. Heutzutage ist die Technik des Simultandolmetschens Standard - etwa im Europaparlament oder bei den Vereinten Nationen. Auch Gerichte setzen das zeitsparende Verfahren immer wieder ein. Der Wunsch nach einer direkten Dolmetschung des Gesprochenen wird von Teilnehmern oder Zuschauern mittlerweile teilweise erwartet, weshalb die Fähigkeiten von professionellen Sprachmittlern heute kaum mehr wegzudenken sind. Ganz gleich ob es sich um Verhandlungen im Justizwesen, Interaktionen auf politischer Bühne oder Verhandlungen im Zuge wirtschaftlicher Interessen handelt – ohne Dolmetscher ist in der heute so stark globalisierten Welt ein effizientes Handeln nicht mehr möglich.

Los procesos de Nuremberg

Dolmetscher im Nürnberger Gerichtssaal für die Verhandlungssprachen Englisch (vorne rechts), Russisch (vorne links), Französisch (hinten rechts) und Deutsch (hinten links).

Interpretación en la Edad Moderna

Jaafar Abdul Kareem und seine Gäste werden simultan gedolmetscht.

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Auch heutzutage sind Dolmetscher natürlich nach wie vor relevante Akteure wenn es um die interkulturelle Verständigung geht. Dolmetscher sind aufgrund ihrer sprachlichen sowie kulturellen Expertise der Garant für eine erfolgeiche Kommunikation. Nutzen auch Sie die Vorteile einer professionellen Dolmetschung für Ihre Veranstaltung, um allen Beteiligten einen Rahmen zu bieten, in welchem der Inhalt im Vordergrund steht und nicht durch eventuelle Sprachschwierigkeiten in den HIntergrund tritt.